VORGESTELLT
im BAD SASSENDORF JOURNAL im Juli 2003
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Ja,
macht der denn noch was? Der
kann doch gar nicht ohne Musik: Jochen Gottwalds neue Passion
Von wegen Ruheständler. Ein Schimpfwort wäre das für Jochen Gottwald. Gottwald, Gottwald? Genau der. Der, der die legendären "Gottwald-Singers" zu einer festen Größe im Pop-Geschäft machte und Heintje zu einem Markenbegriff in Deutschland formte. Der, dessen Lebenslauf genauso kunterbunt ist wie sein Charakter. Der, der heute nebenan in Hamm junge Talente sichtet und ihnen den Steigbügel ins Showgeschäft hält.
Wird später Gärtner bei der Stadt, wird Personalratsvorsitzender
mit weit reichenden Befugnissen und in Augenhöhe mit dem Stadtdirektor,
spielt bei verschiedensten Anlässen und schließt sich mit anderen
Musikern zusammen. Er, der keine Note lesen kann und Harry Belafontes Reibeisenstimme drauf hat, beginnt mit seinen Singers eine Parforceritt durch die Pop-Musik. Wird Begleitband von Kinderstar "Heintje" ("Wir haben lange an dem Image zu knabbern gehabt, Heintjes Begleitband zu sein!"), den er zweimal nach Soest holt. Die Singers werden Hausband im Dortmunder Westfalenpark. Treten in der ganzen Republik und in vielen Radio- und Fernsehsendungen auf und bereisen als erste deutsche Popgruppe den Kaukasus. Spielen dort sechs Konzerte, werden vom Kulturminister empfangen und laufen als Nachrichtenmeldung durch die ganze damalige Sowjetunion. Gottwald liest die "Prawda" - mitten auf dem roten Platz. Und doch: 1997 ist Schluss mit den Gottwald-Singers, die längst zu einer lebenden Legende geworden waren. Gibt's ein Wiedersehen? "Wir haben natürlich noch Kontakt, und vielleicht klappt es irgendwann mit einem Revival", sagt der ehemalige Chef. 1998 ist Frontenwechsel. Von der Bühne hinter die Kamera. Grund: Jochen Gottwald will jungen Menschen Starthilfe geben und sich auf seine Weise bei der Musik, die sein Leben ausmacht, bedanken. Mit Videostudio ausgerüstet, dreht er Musikvideos mit hoffnungsvollen Talenten, die er als Scout einer Plattenfirma auftut und entdeckt. "Ich mache das komplett kostenlos, nur aus Liebe zur Musik", räumt er ein. Er kooperiert mit dem Musikproduzenten Mathias Duddeck von TrusTmusic, Medientechniker Daniel McNamara sorgt für die richtigen Special Effects und Dr. Monika Gottwald für die Computeranimation. Gottwald selbst steht hinter der Kamera, inszeniert, gibt Tipps und sorgt dafür, dass die Musik-DVDs in den TV-Kanälen laufen. Dabei kann Gottwald dem Ballyhoo um die neuen Superstars einiges abgewinnen: "Doch, die können was. Und vor allen Dingen spielen sie wieder richtige, ganz normale Musik." Noch etwas? Ja, dieses hier: "Ich habe 40 Jahre davon geträumt, was Sasha in zwei Jahren geschaftt hat." Sein Rückblick klingt nicht böse.
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