Jochen
Gottwald feierte mit seiner Show- und Tanzband deutschlandweit
Erfolge. Heute wirkt er hinter den Kulissen.
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Von
Andreas Dürr |
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Unterhaltungsmensch
Jochen Gottwald möchte als Musik-Produzent
die Talente "nur anschieben"
In seinem Aufnahmestudio produziert Jochen Gottwald
Videos für Nachwuchstalente. Mehr als 40 Jahre stand der
Musiker selbst im Rampenlicht. Fotos: Mark Allan |
Ganz egal, wo ich bin, irgendwer kriegt mich immer am Wickel. Erkennt
mich. Und fragt mich dann: "Machst du eigentlich immer noch Musik?"
Und die Antwort? Nein, Musik macht Jochen Gottwald schon lange nicht
mehr. Seit August 1996, um genau zu sein, als seine "Gottwald-Singers"
nach genau 25 Jahren im Hammer Maximilianpark endgültig von der
Bühne abtraten. Aber immer noch steckt -natürlich- jede
Menge Musik in dem Entertainer Jochen Gottwald, der mit seiner Show-
und Tanzband deutschlandweit größte Erfolge feierte, der
als erster westlicher Pop-Musiker 1990 durch Georgien und den Kaukasus
tourte und der 43 Jahre lang mit allen Größen der Branche
landauf, landab Bühnen, Fernsehstudios und Aufnahmeräume
teilte. Und irgendwie hat Jochen Gottwald natürlich auch heute
mit Musik zu tun - hinter den Kulissen, als Produzent.
Wer die Karriere des gelernten Fliesenlegers nachvollzieht, der später
zum Gärtner umsattelte und sich schließlich als Personalratsvorsitzender
in Soest engagierte, den wundert auch diese ungewöhnliche Vorruhestandsbeschäftigung
nicht. Klar hätte Gottwald sich in seinem Büro einschließen
können, das mit unzähligen Fotos tapeziert ist, die ihn
selbst neben wiederum unzähligen Prominenten zeigen - neben Friedrich
Novottny, neben Manfred Krug, neben "Mutter Beimer" (mit
der er auch eine Platte gemacht hat), neben Heintje, mit dem er auf
Tournee war...
Einem quicklebendigen Unterhaltungsmenschen, der mit seiner Moderation
randvolle Fußballstadien begeistern konnte, der mit seiner Ausstrahlung
auch heute noch jeden Raum füllt, den er betritt, und der ganz
selbstverständlich und völlig unaufdringlich zum Mittelpunkt
wird, sobald er irgendwo auftaucht, war das denn aber doch nicht genug.
Schon beim Abschied von der Bühne hatte er sich vorgenommen,
künftig mehr Zeit in seine Hobbies zu investieren - ins Fotografieren
und vor allem ins Filmen. Mittlerweile ist aus dem Filmen aber fast
schon wieder ein Full-Time-Job geworden, wenn auch nicht zum Broterwerb.
Kurzerhand richtete sich Gottwald in seinem Haus nämlich ein
kleines Aufnahmestudio samt Schneideplatz ein und produziert dort
Videos für Nachwuchstalente. Dank seiner guten Kontakte -etwa
zu dem niederländischen Music-Producer Fred Limpens oder zum
Komponisten John Holmes- ist an aufstrebenden Nachwuchs-Sängerinnen
und Sängern kein Mangel. Die brauchen nämlich, wenn sie
bei Plattenfirmen, Rundfunkanstalten oder Fernsehsendern weiterkommen
wollen, längst viel mehr als die legendäre Demo-Cassette
- ein Video am besten, auf dem der künftige Schlagerstar neben
seinen Sangesqualitäten schon einmal präsentiert, was er
"optisch" drauf hat und wie er rüberkommt.
Jochen Gottwald macht's - CD eingelegt (notfalls wird im holländischen
Weert eine produziert), Kamera an, langwierige Schneide- und Effektarbeit
("Ich hab doch alle Zeit der Welt") - und der Karriere der
jungen Talente steht nichts mehr im Wege.
Wie etwa bei Susanne Vogel, die mit ihrer Ballade "I wanna be
with you tonight" (geschrieben wiederum von Fred Limpens) werben
ging und einen Abnehmer suchte. Auch für die 22-jährige
Amorbacherin produzierte Jochen Gottwald ein Vorstell-Video. Mit Erfolg:
Susanne Vogel hat mittlerweile vier Radiosendungen, zahllose CD-Vorstellungen
und Interviews hinter sich. "Außerdem", erzählt
Jochen Gottwald stolz, "hat sie im März in Nürnberg
ihren ersten Fernsehauftritt absolviert, war beim Casting für
ein Musical und hat die Einladung einer großen Plattenfirma
bekommen."
Wie geht's weiter? "Meine Mission ist an dieser Stelle erfüllt",
sagt Jochen Gottwald. "Ich möchte die jungen Talente nur
anschieben, alles andere gestalten die Profis."
Wenn Jochen Gottwald gefragt wird, ob er immer noch Musik macht -
dann wäre ein Nein vielleicht doch die falsche Antwort.
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